Donnerstag, 02. Mai 2024, 11:30-13:00, mit Claudia Hamm
In Form von Chatbots und Übersetzungssoftware wird derzeit massiv künstlich hergestellte Sprache in unser Leben gedrängt. Sind diese textgenerierenden Systeme, die Entscheidung automatisieren, für Literaturschaffende eine sinnvolle Hilfe, ein Werkzeug oder ein Ersatz? Wie verändern sie unser Berufs- und Selbstbild, wie unsere Branche und unsere Sprache? „Wir formen unsere Werkzeuge, und dann formen die Werkzeuge uns“, schrieb einst Marshall McLuhan. Wir müssen uns mit ihnen beschäftigen, um mündig entscheiden zu können, ob und wie wir sie nutzen wollen. Wir müssen aber auch aktiv werden, wenn Plattformen uns abhängig machen wollen und den Öffentlichkeitsraum Internet kapern, massiv Urheber- und Menschenrechte verletzen und die Rolle von Menschen auf das Befehlen einer Maschine beschränken, die vor allem eines ist: ein Geschäftskonzept. Und zwar eins, das die menschliche Arbeit hinter der Automatensprache genauso bewusst verschleiert wie die Tatsache, dass wir alles, was im Internet umsonst ist, mit Daten bezahlen.
Die Autorin und Literaturübersetzerin Claudia Hamm hat 2023 den Arbeitskreis „Literaturübersetzen und KI“ initiiert, der mit den drei deutschsprachigen Literaturübersetzerverbänden im Februar ein „Manifest für menschliche Sprache veröffentlicht“ hat. Zusammen mit Isabel Cole organisiert sie in der Lettrétage seit Dezember monatlich den Workshop „Tech-Mündigkeit für Wortmenschen“. Im Mai erscheint das von ihr herausgegebene Akzente-Sonderheft „Automatensprache“. Sie gibt Einblick, womit wir es bei textgenerierender KI eigentlich zu tun haben, in der anschließenden Diskussion ist Platz für alle Fragen, die sich Literaturproduzierende zu diesem Thema stellen.