Zur „Hauptstadt“ der Syphilis und der Wildschweine gekürt zu werden, muss man erstmal schaffen. Dit is Berlin, würde die dazugehörige Schnauze wohl sagen. Was durch solche schmissigen Titel allerdings unter den Tisch zu fallen droht, sind alltägliche soziale Phänomene in der Metropole, die das Leben Hunderttausender bestimmen und deshalb mehr Aufmerksamkeit verdient hätten. Wer weiß schon, dass Berlin auch die Hauptstadt der Soloselbstständigen ist? 2019 machten sie, das lässt sich dank der Zahlen des zuständigen Amts für Statistik errechnen, etwas mehr als 10% der Erwerbsbevölkerung aus – ein Spitzenwert im deutschlandweiten Vergleich. Wo, wenn nicht hier, wäre der richtige Ort für ein Projekt wie „schreiben & leben“, das sich in erster Linie an Freiberufler*innen richtet? Allein: Wie hoch ist in der Kapitale überhaupt der Anteil derer, die im weitesten Sinne mit Literatur zu tun haben?