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„Die Berliner Kunst- und Kulturszene ist ein Wimmelbild.“

In dieser Interview-Reihe stellen wir literarische Freelancer vor. Egal ob Autor*in, Übersetzer*in, Lektor*in oder Veranstalter*in: Jede*r hat seinen*ihren eigenen Weg in die Selbstständigkeit gefunden. Wie war das bei dir, Erec Schumacher? [vc_column width=“5/6″] Stell dich kurz vor! Wer bist du und was arbeitest du im Literaturbetrieb?

Mein Name ist Erec Schumacher, ich lebe mit meiner Familie in Berlin und bin Autor, bildender Künstler, Herausgeber, Veranstalter und Aktivist. Ich bin im Vorstand von KOOK e.V., einem Künstler*innenkollektiv und Co-Veranstalter der Lesereihe KOOKread, die im ACUD-Studio in Berlin-Mitte stattfindet. Desweiteren bin ich Gründungsmitglied des NFLB e.V. und war dort lange Zeit im Vorstand. Außerdem bin ich aktuell Mitglied des Sprecher*innenkreises der Koalition der Freien Szene und im Vorstand des Bündnis Freie Szene Berlin e.V., der sich als Förderverein der Koalition der Freien Szene versteht. Ich mitbetreue das PROSA-Programm, das eingerichtet wurde, um für Berliner Künstler*innen und Kulturschaffende Arbeits- und Probenräume zu akquirieren. 2020 habe ich den Verlag etcetera press gegründet und zuletzt eine Spendenaktion der BVG für notleidende Berliner Künstler*innen mitorganisiert.

Was war für dich beim Berufseinstieg die größte Herausforderung?

Eine der größten und schönsten Herausforderung war 2020 inmitten der Pandemie einen Verlag zu gründen und eine Chapbook-Reihe zu starten, in der mittlerweile 15 eigene Chapbooks entstanden sind. Mit jedem Buch, das entstanden ist, wieder bei null anzufangen, sich jedes Mal poetologisch neu zu verorten, und die Null immer wieder zu überschreiben. Künstlerische Praxis und Alltag als etwas Symbiotisches zu denken, als etwas gemeinsam Prozesshaftes.

Was war die wichtigste Erkenntnis deiner bisherigen beruflichen Laufbahn?

Die Notwendigkeit sich zu engagieren, einzumischen, solidarisch zu  sein, Verhältnisse und Strukturen zu hinterfragen – systemisch, konkret und pragmatisch. Vermeintliche Alternativlosigkeiten unterminieren. Zugleich die eigenen Träume immer wieder erden. Loslassen können.

Was würdest du Einsteiger*innen raten, die gerne in deinem Bereich anfangen würden?

Mit Anfängergeist und Glauben an die Kraft eigener Ideen an die Sache rangehen, ist schön und gut. Es kann aber nie schaden, über den Tellerrand zu schauen. Die Berliner Kunst- und Kulturszene ist ein Wimmelbild. Zu schauen, was da gerade passiert, was die Stadt bewegt, ohne sich in diesem Wimmelbild zu verlieren, halte ich für unabdingbar. Sich austauschen und vernetzen, Mitstreiter*innen suchen und von Erfahrungen anderer profitieren, nicht in Einzelkämpfer*innenpose verharren. Für sich klären, inwieweit will und kann ich davon leben, in einer Freien Szene, die chronisch prekär arbeitet, ein Gespür entwickeln, ab welchem Punkt es ins Selbstausbeuterische kippen kann, abwägen, wieviel soziale Absicherung benötige ich, wieviel Unsicherheit kann ich ertragen. [vc_column width=“1/6″] [vc_column width=“5/6″][vc_separator style=“dashed“] Erec Schumacher, geboren in Mölln, lebt und arbeitet in Berlin als Autor, Veranstalter, Herausgeber und Aktivist der Freien Szene. Er ist Mitgründer und Vorstandsmitglied von KOOK e.V., einem unabhängigen Netzwerk von Künstler*innen für Künstler*innen, u.a. Mitorganisator der Lesereihe KOOKread, Co-Projektleiter des KOOK-Projekts Die Stadt der Anderen (2017), Kurator und Projektleiter des deutsch-georgischen Literaturfestivals Berlinisi, das 2018 in Tbilisi und Berlin stattfand, im Projektteam des Wortgarten-Festivals in der Uckermark (2019). Seit 2019 ist er im Vorstand von Bündnis Freie Szene Berlin e.V. und seit Oktober 2020 im Sprecher*innenkreis der Koalition der Freie Szene, in dem er die Belange der Freien Literaturszene vertritt und dem er bereits von 2016 – 2019 angehörte. Er ist Gründungsmitglied des Netzwerks der Freien Literaturszene Berlin e.V., dessen Vorstand er von 2016 – 2019 angehörte. Seine Texte und Werke erschienen in zahlreichen Zeitschriften, Anthologien und Chapbooks. 2020 gründete er den Verlag etcetera press. Er ist Veganer, Antikapitalist und Zen-Sympathisant. Verheiratet ist er mit der Lyrikerin Karla Reimert und Vater von zwei Kindern.

Siehe auch www.erecschumacher.com

Foto im Header: © Dirk Skiba [vc_column width=“1/6″] Möchtest du auch deine Geschichte erzählen und Einsteiger*innen ein paar Tipps mit auf den Weg geben? Melde dich bei Philipp Böhm (philipp.boehm[at]lettretage.de) und beantworte die vier Fragen!

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