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„…ein Handwerk, das man lernen kann.“

In dieser Interview-Reihe stellen wir literarische Freelancer vor. Egal ob Autor*in, Übersetzer*in, Lektor*in oder Veranstalter*in: Jede*r hat seinen*ihren eigenen Weg in die Selbstständigkeit gefunden. Wie war das bei dir, Kristina Wengorz? [vc_column width=“5/6″] Stell dich kurz vor! Wer bist du und was arbeitest du im Literaturbetrieb?

Ich heiße Kristina Wengorz und bin freie Lektorin. Ab 2011 habe ich zunächst als Praktikantin, später als Volontärin für den Berliner Verbrecher Verlag gearbeitet. 2013 habe ich mich selbstständig gemacht. Seitdem arbeite ich vorwiegend für eine ganze Reihe kleinerer unabhängiger Verlage, einige Institutionen und Agenturen sowie gelegentlich für Selfpublisher*innen. In erster Linie lektoriere ich belletristische Titel, vor allem Romane, übernehme aber auch immer wieder Sachbuchlektorate sowie Korrektorate für fast alle Textformen.

Was war für dich beim Berufseinstieg die größte Herausforderung?

Von Haus aus bin ich Historikerin und habe in mittelalterlicher Geschichte promoviert. Was den Literaturbetrieb betrifft, bin ich damit Quereinsteigerin. Und genau das war die Herausforderung: einen Fuß in die Tür zu bekommen und herauszufinden, was ich machen möchte und ob mir das überhaupt liegt. Ich kannte die Vielfalt der deutschen Verlagslandschaft nicht, und natürlich habe ich es zunächst bei den großen bekannten Verlagen versucht – vergeblich. Heute bin ich sehr dankbar, dass ich dann in einem kleineren Verlag begonnen habe. Dort konnte ich alles ausprobieren und herausfinden, was für mich das Richtige ist: die Arbeit mit dem Text.

Was war die wichtigste Erkenntnis deiner bisherigen beruflichen Laufbahn?

Die Texte, die ich lektoriere, sind nicht meine Texte. Natürlich gibt es objektive Kriterien, aber gerade im Bereich Belletristik ist vieles auch subjektiv. Ich kann mich zwar in der Regel auf meine Intuition verlassen und mein Gespür in Worte fassen, um den Autor*innen oder Übersetzer*innen gegenüber überzeugend zu argumentieren, warum dieses oder jenes noch geändert werden sollte. Letztlich aber sind es nur Vorschläge, und ich muss einen Text auch dann loslassen, wenn ich selbst nicht hundertprozentig zufrieden mit ihm bin.

Was würdest du allen Einsteiger*innen raten, die gerne in deinem Bereich anfangen würden?

Lektorat ist zu einem großen Teil ein Handwerk, das man lernen kann. Das sollte man unbedingt tun. Macht ein Praktikum, ein Volontariat; findet heraus, mit welchen Texten ihr arbeiten, welche ihr tatsächlich verbessern könnt. Und: kalkuliert angemessene Preise. Nur wenn ihr ordentlich bezahlt werdet, habt ihr genügend Zeit für einen Text. Ein oberflächliches oder lustloses Lektorat bringt weder euch noch euren Auftraggeber*innen etwas. Langfristig ist es nämlich gute Arbeit, die sich auszahlt: Zufriedene Kund*innen kommen wieder und empfehlen euch weiter. Das ist die Basis, um dauerhaft selbstständig arbeiten zu können. [vc_separator] Kristina Wengorz, geboren 1978, hat Geschichtswissenschaften, Psychologie und BWL an der FU Berlin studiert. 2011 hat sie in mittelalterlicher Geschichte promoviert. Seit 2013 arbeitet sie als freie Lektorin, u. a. für Verlage wie den Verbrecher Verlag, Voland & Quist, Secession, Elster & Salis, CulturBooks oder den DuMont Reiseverlag. Auf Twitter und Instagram hält „die Lektorin“ die Menschen nicht nur über ihre Projekte, sondern auch über ihre private Lektüre auf dem Laufenden.

www.wengorz.de

https://twitter.com/LektoratWengorz

https://www.instagram.com/lektorat.wengorz/

 

Foto im Header © Yasmina Aust [vc_column width=“1/6″] Möchtest du auch deine Geschichte erzählen und Einsteiger*innen ein paar Tipps mit auf den Weg geben? Melde dich bei Philipp Böhm (philipp.boehm[at]lettretage.de) und beantworte die vier Fragen!

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