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„Glaube daran, dass du etwas Großartiges zu teilen hast“

In dieser Interview-Reihe stellen wir literarische Freelancer vor. Egal ob Autor*in, Übersetzer*in, Lektor*in oder Veranstalter*in: Jede*r hat seinen*ihren eigenen Weg in die Selbstständigkeit gefunden. Wie war das bei dir, Soar?

Anmerkung der Redaktion: Dieses Interview wurde aus dem Englischen übersetzt. Klicke hier, um das ursprüngliche Interview zu lesen.

Stell dich kurz vor! Wer bist du und was arbeitest du im Literaturbetrieb?

Ich werde damit anfangen, was ich mache, da es grundlegend dafür ist, wer ich bin und was ich repräsentiere. Ich bin Autorin von fünf Büchern und einer LP, in denen ich interdisziplinäre künstlerische Äußerungen und Formate miteinander verflechte. Ich spreche… besser gesagt, ich lebe fünfeinhalb Sprachen (das „einhalb“ steht für Spanisch, die neueste Zugabe zu meiner ältesten Leidenschaft). Ich bin eine soziale Innovatorin und Gründerin von Soul and the City, einem internationalen Unterfangen, das verschiedene künstlerische, pädagogische und unterhaltende Projekte umfasst und den Zweck hat, sozial engagierte, multikulturelle Dialoge zu erforschen, zu stimulieren, miteinander zu verknüpfen und zu stärken. Seit 2010, als ich zum erste Mal meine Hoffnungen und Ansichten ins Land der Poesie gesetzt hatte, hat sich meine Rolle gewandelt: von einer Poetin und Performerin hin zu einer Veranstaltungsplanerin, Podcasterin, Creative Writing Coach, Aktivistin für wohltätige Zwecke, Talent Scout und Gastgeberin und Moderatorin künstlerischer und kultureller Unternehmungen. All dies findet unter dem Dach von Soul and the City statt, dem Dreh- und Angelpunkt dieses unvermeidbaren, unbändigen Wachstums und der Bereicherung auf einer kreativen, professionellen und persönlichen Ebene.

Was war für dich beim Berufseinstieg die größte Herausforderung?

Ich glaube die größte Herausforderung für alle Künstler*innen ist es, nicht nur die eigene innere Stimme zu finden, sondern vor allem, dieser zu erlauben, Kulturen und Gemeinschaften zu durchdringen und dabei ihrer furchtlosen Reise zu vertrauen und sie zu unterstützen. Es ist ein Prozess, bei dem man sich nicht unbedingt in den Ursprung verliebt, sondern eher in dessen Resultate und Ziele.

Auf meiner persönlichen künstlerischen Reise war meine größte Herausforderung die Metamorphose von der verborgenen, schüchternen Schriftstellerin, die ich seit meiner Kindheit war, zur publizierten Lyrikerin, zu der ich durch mein erstes Buch mit zwanzig Gedichten aus dem Jahr 2010 wurde. Das war die angsteinflößendste und mit Abstand fantastischste Erfahrung für mich, zu sehen, dass ich dieses Buch in zehn Tagen verfasst und lektoriert habe, dass ich all meine Liebe für Musik und für Lyrik in das Buch hineingesteckt habe, dabei diese unterschiedlichen Kunstformen konstant zu neuen Formen ineinander verflochten habe, von denen mir nicht klar war, dass ich in der Lage bin, sie zu erschaffen. Es war ein überwältigender Prozess und eine unauslöschliche Bestätigung meiner Stimme, etwas, das zu lange in mir versteckt gewesen war und auf einen günstigen Moment und das richtige Ventil wartete, um wachsen zu können.

Dazu kommt, dass das meine erste Bühnenperformance war, was bedeutete, eine Extraschicht an notwendigem Selbstvertrauen zu gewinnen, im Glauben, dass es meine Verantwortung ist, nicht nur Worte zu teilen, sondern Worte zu teilen, die einen Unterschied machen. Von diesem Moment an strebte ich danach, mindestens eine/n Zuhörer/in zu erreichen und mit meiner Kunst zu bewegen, eine Performance nach der anderen, ein Stück nach dem anderen. Denn ein Herz zu berühren bedeutet, eine ganze Menschheit zu berühren.

Was war die wichtigste Erkenntnis deiner bisherigen beruflichen Laufbahn?

Ich denke, aus den letzten zwölf Jahren, in denen ich eine aktive Rolle in internationalen künstlerischen und kulturellen Communities gespielt habe, habe ich gelernt, vielseitig zu sein und mich in Bezug auf Situationen, Öffentlichkeiten, Kollaborationen und Projekte anpassen zu können; multidisziplinär zu werden und nicht auf eine Art oder Disziplin von Kunst beschränkt zu bleiben. Das war meine erste Erkenntnis, als ich vor zehn Jahren das „Poetry-in-Motion“ Projekt an den Start gebracht habe, das den Zweck hatte, der Öffentlichkeit Lyrik auf eine lebendige, „freundlichere“ und interdisziplinäre Art näherzubringen. Seitdem habe ich meine Bemühungen und Initiativen vervielfacht – in verschiedenen Bereichen und aus mehreren Perspektiven, die jedoch alle miteinander verbunden sind und meinen grundlegenden Überzeugungen und Werten entsprechen. Dieser Aspekt ist mir noch immer wichtig, da das Wachstum, die Erfahrungen mit und das beständige Erforschen von Kulturen sowie der Wissenszuwachs essentiell für meinen Charakter und ihm inhärent sind – ebenso wie das Festhalten an meinen Wurzeln und meinen Werten und das Balancehalten zwischen den beiden. Diese organische Harmonie hat mir immer geholfen, in all meinen künstlerischen, professionellen oder persönlichen Bestrebungen.

Was würdest du Einsteiger*innen raten, die gerne in deinem Bereich anfangen würden?

Ich denke, das ist schwer zu beantworten, da sich die Herausforderungen, Voraussetzungen und kulturellen Gegebenheiten bei allen Menschen unterscheiden.
Aber ganz egal, was du vorhast, egal, welche Mittel oder Überzeugungen auf dem Spiel stehen, uns als Individuen und Kollektive obliegt es, uns für Gleichheit, Respekt und gegenseitiges Kümmern einzusetzen und jegliche negativen Strukturen aufs schärfste zu verurteilen, die unveräußerliche Menschenrechte und Freiheiten schmälern wollen. Ich glaube, Kunst ist das beste Mittel um Positivität, Hoffnung und menschliche Werte wiederaufzubauen, zu übermitteln und weiterzuverbreiten.
Löse dich also von allen Lasten, die dich daran hindern, deine eigene Stimme zu finden und lasse sie manifest werden, wo immer du kannst. Glücklicherweise ist die Berliner künstlerische Szene seit jeher sehr ergiebig und die künstlerischen Communities hier, sowohl die lokalen als auch die internationalen, quellen über vor Möglichkeiten. Arbeite hart und lass dich nicht von Negativität und nicht-konstruktiver Kritik von deinem Kurs abbringen. Halte beharrlich an deinen Überzeugungen fest, wenn du weißt, dass sie etwas Positives zum Geflecht unserer Gesellschaft beitragen können. Und scheue dich nicht davor, auf Veranstalter*innen und Produzent*innen zuzugehen. Glaube daran, dass du etwas Großartiges zu teilen hast, ganz egal, von welchem Hintergrund oder aus welcher Kultur es stammt, und dir wird immer zugehört. Stelle sicher, dass du die Herzen der Menschen erreichst und sie an dieser Großartigkeit teilhaben lässt. Stay soulful!

 

Soar ist Autorin, soziale Innovatorin, Polyglotte, Dichterin, Podcasterin, Moderatorin, MC, Tutorin, Konferenzdolmetscherin und zertifizierte Übersetzerin. Sie ist eine Botschafterin des interkulturellen Dialogs und des multikulturellen Austauschs, die internationale Gemeinschaften durch verschiedene soziale und künstlerische Projekte zusammenbringt und dabei menschliche Werte, das Leben und positives Denken hervorhebt.
Aufgewachsen in einer multikulturellen Familie, brachte sie die unterschiedlichen Einflüsse ihrer Erziehung mit ihrem Studium an Universitäten in Rumänien, Frankreich, Deutschland und Großbritannien. Von klein auf verfolgte sie ihr Talent für Fremdsprachen, entdeckte Kulturen und Zivilisationen, intensiviert durch internationale Reisen und hautnahe Erfahrungen, die ihr einen kosmopolitischen Charakter einprägten, der ständig nach Wissen dürstet.
Soar hat einen Master-Abschluss in Internationalen Beziehungen und Diplomatie (UK). Sie ist die Gründerin von Soul-and-the-City, Live-Music-Events, Poetry-in-Motion und der Initiative LOVE for Children, Bestrebungen, die soziale Gerechtigkeit und Wachstum erforschen, anregen, unterstützen und fördern sollen.

Bild im Header: © soaring-words.com

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