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„Sich nicht unter Wert verkaufen…“

In dieser Interview-Reihe stellen wir literarische Freelancer vor. Egal ob Autor*in, Übersetzer*in, Lektor*in oder Veranstalter*in: Jede*r hat seinen*ihren eigenen Weg in die Selbstständigkeit gefunden. Wie war das bei dir, Odile Kennel? [vc_column width=“5/6″] Stell dich kurz vor! Wer bist du und was arbeitest du im Literaturbetrieb?

Ich bin Odile Kennel, Lyrikerin, Romanautorin und Übersetzerin in erster Linie von Lyrik. Hin und wieder schreibe ich auch essayistische Texte, vor allem zu übersetzerischen Überlegungen, aber auch zu Alltagsphänomenen und politischen Beobachtungen (letzteres vor allem auf meinem Blog und anderen sozialen Medien). Hinzu kommen Moderationen, Beratungen und Mentorate sowie gelegentliche Lektorate.

Was war für dich beim Berufseinstieg die größte Herausforderung?

Berufseinstieg … klingt, als hätte es einen Anfang gegeben. Bei mir war es eher ein Prozess, mit langen Durststrecken, auch finanzieller Art, und mit Zeiten, in denen ich parallel „Lehrbriefe zur Ökonomie“ redaktionell überarbeitete, Werbetexte verfasste und überhaupt alles annahm, was sich mir darbot. Das muss ich heute nicht mehr, aber zum Alltag gehört immer noch, oft parallel an sehr unterschiedlichen Projekten zu arbeiten und entsprechend ständig „umschalten“ zu müssen. Die größte Herausforderung war wohl, ein öffentlicher Mensch zu werden.

Was war die wichtigste Erkenntnis deiner bisherigen beruflichen Laufbahn?

Dass alles langsam wächst, aber wächst. Dass man sich nie auf etwas ausruhen sollte, schon gar nicht auf etwas so schillerndem und relativem wie „Erfolg“.

Was würdest du Einsteiger*innen raten, die gerne in deinem Bereich anfangen würden?

Dranbleiben, bei sich bleiben! Nie denken, „das hat doch alles keinen Zweck“, aber auch nie „jetzt bin ich angekommen“. Weiter schreiben. Sich nicht unter Wert verkaufen, um an Aufträge zu kommen. Das unterminiert politische Bemühungen um bessere Bezahlung, und tut gleichzeitig dem Selbstwert nicht gut. Sich engagieren, vernetzen. Nicht der Illusion des einsamen Genies verfallen. Sich (in Gruppen, Werkstätten) mit der Kritik von Kolleg*innen auseinandersetzen. [vc_column width=“1/6″] [vc_column width=“5/6″][vc_separator style=“dashed“] Odile Kennel, geboren als Kind einer deutsch-französischen Städtepartnerschaft, zweisprachig aufgewachsen. Lebt in Berlin als freie Autorin und Übersetzerin vor allem von Lyrik und Kinderbilderbüchern. Zuletzt erhielt sie das Stipendium der Stiftung Preußische Seehandlung, das Arbeitsstipendium des Berliner Senats sowie das Elmar-Tophoven-Stipendium (für eine Übersetzung). Sie ist seit 2001 freiberuflich tätig, seit 2004 als literarische Übersetzerin und bisher nicht verhungert. Hält viel von Vernetzung: ist Mitfrau bei VS und VdÜ, bei der Autorinnenvereinigung e.V. sowie der Freie Literaturszene e.V. Erledigt ihre Buchhaltung selbst und gerne und kann hier Tipps geben, auch zu Fragen der Umsatzsteuer (für alle tiefergehenden Gestaltungsmöglichkeiten verweist sie allerdings auf die Steuerberaterin ihres Vertrauens). Sie freut sich insbesondere über zukünftige Übersetzer*innen, denen sie gerne einen ersten Überblick über einschlägige Institutionen, Webseiten, Adressen verschafft, die den Einstieg erleichtern.

Foto im Header: © Dirk Skiba [vc_column width=“1/6″] Möchtest du auch deine Geschichte erzählen und Einsteiger*innen ein paar Tipps mit auf den Weg geben? Melde dich bei Philipp Böhm (philipp.boehm[at]lettretage.de) und beantworte die vier Fragen!

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